27
Sep
2013

rainbow arrives in Gießen

4-Türer


Hatten Lisa und unsere Tierschützer-Heldin die erste und zweite Stufe auf der Treppe zum wilden Leben dargestellt, so rauschte mit CCyntia die Krönung in unser Leben.
Miss Mythenmetz lümmelte, fertig vom Schild raushalten, auf dem Gepäck, las einen internationalen Schmuddelroman und überließ das Trampen im Großen und Ganzen jemand anderem.
Plötzlich bremste ein kleiner gelber bis bunter 4-Türer vor uns, eine hübsche Blondine lehnte sich zum Beifahrerfenster und rief „Wo wollt´n ihr hin?“ Hat man die Leute erstmal soweit, sagt eigentlich keiner mehr nein zum Mitnehmen. Freudig enterten wir ihren Wagen, Miss M. auf dem Rücksitz, und wurden erstmal gefragt: „mögt ihr Süßigkeiten?“ Snickers. Kitkat. nomnomnom. „Raucht ihr?“ Prompt wurde der meisterlich fingerfertige Beifahrer zum Baumeister ernannt. Dann gings richtig ab. Miss M. fragte jede Frage, die man einer Repräsentantin des Prostitutionsgewerbes nur stellen kann, denn Cyntia war eine Angehörige jener Berufsriege, die der hauptsächlich männlichen Kundschaft spezielle Wünsche erfüllt. Reden zum Beispiel ist beliebter als man vielleicht denkt. CyntiasLeitspruch lautete „je besser du reden kannst, desto weniger musst du blasen. Je besser du blasen kannst, desto weniger musst du ficken“ Sie war wirklich goldig, total nett und überhaupt kein Sexmonster, das man sich womöglich vorstellt, wenn jemand diesen Beruf freiwillig ausübt. Sie verdiente ausreichend Geld damit, und es machte ihr mehr Spaß als endloses Etikettieren, tödliches Tabellen-ausfüllen oder langatmiges Lagerregale-einräumen. Könnt ihr euch vorstellen, Geld dafür zu bekommen, dass ihr zwei Tennisbälle aneinander reibt? Jetzt schon.
Unsere blonde Nummer drei, der absolute Knaller, die jede unserer Vorstellungen von sexuellen Absurditäten in den Schatten stellte. Danke Cyntia!
Nachdem Miss M. ihre Nummer klar gemacht hatte, fuhr sie uns auch bis nach Gießen, kein großer Umweg. Dort wollten wir uns mit einem geheimen Kontaktmann treffen, Tarn-Name: Lubem (liebster und bester Mensch). Auf dem Weg zum Park bekam die Realität um uns herum so eine merkwürdige Schieflage, als ob man in einen Traum gefallen wäre, nur man wüsste, dass das alles gerade echt ist. Ein absolut wünschenswertes Erlebnis. Alles flirrte und leuchtete. Kein Wölkchen am Himmel. Vielleicht ist das mit Erleuchtung gemeint. An einem sonnigen Tag auf seine Träume zulaufen. Oder einfach zu viel geraucht.
Die Begegnung mit Lubem war dementsprechend feierlich. Wenn man über jemanden spricht, und guter Laune ist, bekommt man ein Zeichen. In diesem Fall Lubem persönlich, der auf der anderen Straßenseite stand und eine tiefe Verbeugung machte. Irgendwie königlich. Den Rest des Tages verbrachten wir mit Lubem und der Königin des Mineralienreiches, genannt Crystall, Feuerstab und Poi, Gitarre und Geige spielend, jonglierend und massierend im Park. Unter Sternen zugedeckt schliefen wir in Lubems Garten friedlich ein. Der Epenschnitzer´sche Schlafsack verweigerte die zudeckende Funktion bis in die frühen Morgenstunden. Manchmal kann man auch von Daunenfederngefüllten Warmhaltesäcken etwas lernen: einfach mal anders herum probieren.



5


Was wollten wir eigentlich tun, wenn wir so unterwegs sind? Leute besuchen, neue Leute kennen lernen. Neue Leute besuchen. Parties feiern. Trampen. Festivals besuchen. Moment, das geht noch witziger. Wir waren beide lausige Gitarrenspieler. Dementsprechend grenzte es an übertriebenen Heroismus, dass wir uns am nächsten Tag allen Ernstes in die Gießener Innenstadt setzten und – einfach losspielten. Es sollte ein sehr abenteuerlicher Tag werden. Wir suchten uns mit Lubem eine bevölkerte Ecke zwischen Blümcheninseln und Partei-Front-Dekoständen und legten los. Die Sonne schien wieder, und wenn wir nicht Gitarre spielten oder rauchten, übte Miss M. mit den Poi oder wir malten Leute an. Eine beliebtere Masche war, jungen Mädchen zuzurufen, wie gut ihnen diese oder jene Farbe stehen würde. Besonderen Spaß hatten wir mit einer zukünftigen Braut und ihrer aufgeregten Schar. Kaum merkten sie, dass die Braut etwas gegen angemalt werden haben könnte, war es natürlich das Ding, sie dazu zu zwingen. Zwei Pappbecher Sekt inklusive. Ein Mädchen in blassgrüner Hose meinte, sie käme später wieder – und tat das erfreulicherweise auch. Mit einer Schale Brombeeren. Sehr gesund. Voll lieb. War auf Wohnungssuche.
Bald zogen wir weiter und kamen an drei Leuten vorbei, zwei Vollblutmusiker, derbe am Schraddeln, und ein Wesen, welches wie ein dünnes, punkiges Mädchen aussah, total süss, und verschmitzt zu uns rüber funkelte, als wüsste es, dass wir im Leben des jeweils anderen noch eine Rolle spielen würden. Ich funkelte zurück und verzog das Gesicht zu einer grotesken Grimasse, die ausdrücken sollte "Was hockst du da bei den Jungs, wenn du nicht spielst oder singst?" So mit einer extremst hochgezogenen Augenbraue, wie man das halt so macht. Wir gingen weiter. Hätte man ahnen können, dass wir eine Stunde später bei diesen Leuten sitzen, Bier trinken, "fuck her gently" und "lasse reden" schmettern, einem selbstgeschriebenen Song von eben jenem schmalen Punkerwesen hören sollten, bei dem uns die Gänsehaut den Rücken runter tanzte, und uns von einer Junggesellenabschieds-sauftruppe mit Schnaps abfüllen lassen würden? Nicht zu vergessen die Reiki-massage trotz komplett angemaltem Rücken (gibt Flecken), dem Mädchen mit Schafskopf, und wie einer von uns zur Katze wurde, und wir uns im Monkeys verloren zwischen Alkohol und Farben und uns wieder fanden.
Ja. Hätte man ahnen können. Aber wir wollten uns ja die Überraschung aufheben.
Versprochen werden kann an dieser Stelle nur vieles:
Es wird emotional. Es wird lustig. Es wird extrem druffen. Es wird peinlich. Es wird romantisch. Es wird fortgesetzt.


Irgendwann.
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