25
Sep
2013

Der Reise Start

Ich glaube, der Beginn dieser Reise war, wenn schon nicht der Beginn des materiellen Universums, ein Schlag auf die Fresse. Und es war nicht meine Fresse, das kam später.
Um die unerquickliche Geschichte etwas abzukürzen: ich stand vor der Aussicht, mir ende August 2013 eine neueWohnung zu suchen, hatte dazu aber nun gar keine Lust. Schon wieder umziehen? Schon wieder eine neue Bleibe finden, in der ich mich in den ewigen Weiten des Internets verlieren kann, während ich der Welt erzähle, dass ich es noch mal ein Semester mit Studium probiere?? Der Welt oder meiner Mutter, das kam aufs gleiche raus. Schließlich war sie auf dieser Welt die Person, die sich die meisten Sorgen um mich machte.
Neue Wohnung - um jeden Trostpreis vermeiden.
Hatte sich doch durch die Schlägerei einiges verändert. Fünfzehn Tage Krankenhaus, eine 6-tägige Therapiesitzung und meine baldige Wohnungslosigkeit garnierten mir die Erkenntniss, dass ich eine Weile ohne meine geliebten PC-Spiele auskommen musste. Also hieß es vor und nach der Therapiewoche - zocken.
Eigentlich wie immer, aber mit der verheißungsvollen Würze des "bald nicht mehr", der letzte Kick vor dem Aufbruch zu.. -ja, zu was eigentlich? Ich wusste nur, dass es anders sein würde, und machte mir sonst keinen großen Kopf um die Zukunft. Das können Onlinegamer ziemlich gut.
Delikaterweise hatte ich zu der Zeit schon ein, zwei mal in einer örtlichen Disco Leute mit Leuchtfarben angemalt. Das kann ich auch ziemlich gut, und ich schreibe es hier gerne nieder, weil es das einzige ist, was ich jemals über den Grad bloßer Laienschaft hinaus erhoben habe. Und hört mir auf mit dem keinen-Kopf-um-die-Zukunft-machen. Ich kann mir nicht vorstellen, das mir dafür jemals jemand Geld geben würde. Ganz zu schweigen von meinem Leben als digitalwarrior. So sehr ich es auch liebte und liebe, über virtuelle Schlachtfelder zu stürmen und meine Feinde zu dominieren, ich konnte mich nie ganz mit der win-lose-Situation anfreunden, die durch jene Spiele erzeugt wurde. Ich bin eher der win-win-Typ.
Jedenfalls rief diese Folge von Ereignissen eine gewisse Miss Mythenmetz auf den Plan, ziemlich schlau, geradezu perfide, gerissen, kaltschnäuzig, mysteriös, selbstgerecht, aber eben auch ehrlich, direkt, irgendwie sozial, und die charmanteste Person, der ich bisher zu begegnen das Vergnügen hatte.

Kleiner persönlicher Einschub: mein Bruder hat in London dem Schauspieler von Pippin aus Herr der Ringe die Hand geschüttelt. Billy Boyd. Obwohl es vollkommen blödsinnig, und nebenbei ein erbarmungswürdiger Personenkult ist, bin ich unglaublich stolz auf ihn. Er ist so ein Herr der Ringe Fan. Er war in Neuseeland! Das sagt ja wohl alles. Einschub Ende.

Kommen wir zum unspektakulären Begin einer Reise, die mit episch unzureichend beschrieben ist, denn es ist die Reise, in die ich meine Lebenszeit stecke, meine Kraft, Mein Herz, meine Begeisterung, meine Hoffnung und meine Liebe.
Damit keine Unklarheiten aufkommen: dies ist die epischste Reise des Universums. Aus meiner Sicht. Und ich neige nunmal aufgrund überhöhten Literaturgenusses in der Kindheit zur Epik.
Diese epische Reise beginnt mit einem Schlüssel.




1.


Es klingelte an der Tür. Spät nachts. Ein ekliges Summen, so ähnlich, als würde ein Spielautomat sein Missfallen über etwas unglaublich widerwärtiges verkünden. So eine Art "EEEEEET" mit einem schnarrenden „DRRRRRT“ darunter. Mein Computer kann das auch. Mit der neuen Grafikkarte, die zwar voll billig war für ihre Leistung, als Zugabe aber einen hohen Fiepton von sich gibt, wenn sie etwas mehr als wenig beansprucht wird, war ich gezwungen, permanent mit Kopfhörern zu spielen. Und Musik. Na klar. Ist ja auch geil. Ich hörte die Klingel trotzdem. Wer kann das sein zu so später Stunde?, unkte mein Verstand. Es klingelte wieder. Ich ergab mich meinem Online-Feind und meinem Schicksal, schlurfte zur Wohnungstür und guckte mangels Gegensprechanlage aus dem Fenster im Hausflur. Unten stand ein Wesen, das ich aus dramaturgischen Gründen erstmal nur Miss Mythenmetz nennen werde, und rief: "Ich hab meinen Schlüssel in meiner Wohnung vergessen!" Ich ahnte, worauf das hinauslief. Seufzend warf ich ihr meinen Tür-Entriegler runter und hastete zurück an meinen Computer, um zu retten, was zu retten war. Mein Spiel lief ja noch. Echtzeit-online-Spiele können da ziemlich gemein sein. Es ist als ob man seine Kameraden im ehrlichen, ruhmreichen Kampfe plötzlich stehen lässt mit den Worten "Sorry Boys, ich muss kurz weg wegen (irgendein unwichtiges Blabla)", man hört schon gar nicht mehr hin, sondern ist einfach nur noch sauer auf den Feigling, der, sich mit nach Zigarettenstummeln stinkender Schande bedeckend, irgendeiner alltäglichen Belanglosigkeit zu Kreuze kriecht. Widerlich! Und so einer war ich, in jenem Augenblick. Schuldbewusst sah ich nach meinen Teamkollegen, und dann mit umso härterem Blick zu Miss M., die sich gerade durch den Stolpergarten auf meinem Zimmerboden schlängelte. "Das muss ich jetzt aber noch zu Ende spielen", meinte ich trotzig. Oder klang es entschuldigend? Egal, noch gab es Hoffnung für mein Team, den Sieg davon zu tragen. Da musste Miss M. eben das Fiepsen meiner Grafikkarte ertragen, sie konnte sich ja auf die Couch im Flur legen. "Passt schon" nuschelte sie flapsig, als hätte sie ihre Scheiss-egal-Haltung im teuersten Laden von Paris gekauft, und knallte sich auf meine Matratze, um - mein empfindsames männliches Herz schwoll leise an vor Freude - mir beim zocken zuzuschauen. Und nicht nur das: nachdem ich bei meiner Mission, das feindliche Hauptquartier platt zu machen kläglich gescheitert war, meinte sie allen Ernstes: "Lass mich mal ran" Das passierte zwar erst später, weil ich mich erinnere, dass es hellichter Tag war, als ich ihr einen neuen Account mit dem schönen Namen Miss Mythenmetz anlegte, aber ihr müsst euch meine Freude vorstellen! Gleich legte ich mir auch einen neuen Account an, weil Namensänderungen bei dem Spiel echtes Geld kosten. Mister Epenschnitzer war geboren. Mit der mir eigenen Fantasie, mit der so mancher Onlinegamer sein karges Sexualleben aufpeppt, malte ich bunte Zukunftsbilder. Mr. Epenschnitzer und Miss Mythenmetz, das epische Duo,auf dem Schlachtfeld zu einer einzigen tödlichen Klinge vereint, in kalter Eleganz eine erbarmungslose Choreografie des Todes aufführend ,würden wir unsere Feinde hinwegmähen wie feuchtes Frühlingsgras; wie der Schnitter persönlich!
... Nunja ... für eine Anfängerin schlug sie sich nicht schlecht. Natürlich war es mir als routiniertem Mittelklassespieler eine absolute Qual, ihr bei den ersten Gehversuchen zuzuschauen. Sie machte so viele Fehler, dass man sich unwillkürlich fragte, was sie überhaupt tat, und manche ihrer Fehler waren von so unbeschreiblicher Blödheit, dass ich vermute, sie geriet vor lauter Überforderung in Panik, und es ist allgemein bekannt, dass die lieben Bewohner der Erde in Panik einfach die sau-dümmsten Dinge tun. Aber Miss M. hatte Blut geleckt. Und sie wurde gierig.
In den nächsten Tagen kam sie öfter vorbei, um dem Sog des Gemetzels zu verfallen, und eines Tages fragte sie mich so ganz nebenbei, mitten in einer Partie: "Hast du Lust, rumzuziehen?" Ich so: "Jop". Kaum zu glauben, wie einfach und leicht sich der Pakt vollzog, der uns zusammen schweißen sollte, bis wir eines glorreichen Tages den Gipfel des Menschlich möglichen erreichen würden, jede gute Tat getan hätten, die man vollbringen kann, satt vom Leben und endlich bereit, sich an einem paradiesischen Fleckchen niederzulassen, Wurzeln zu schlagen und von den Erinnerungen eines erfüllten Lebens zu zehren, sie großzügig an die Kinder und Enkel weiter zu reichen, auf dass auch sie der Lebenshunger überkomme. Meine völlig überdrehte Vorstellungskraft setzte den Kurs und Miss Mythenmetz´ orkanresistente Durchsetzungskraft trieb uns voran.



2


Eine Woche vor dem Auszug aus meiner Wohnung, beschlossen wir, bereits jetzt loszuziehen und nach ablauf der 7 Tage wieder zu kommen und meinen Kram einfach irgendwo anders hin zu schaffen. Von mir aus hätten meine Mitbewohner den Kram ruhig behalten können. Abgesehen vom PC. Aber die hatten ja selber viel Kram Es gibt ja eh so viel kram; man weiß gar nicht mehr wohin damit. Mir jedenfalls wurde mein Kram von Umzug zu Umzug lästiger, so dass ich ihn geschickt über halb Deutschland verteilte, nur um ihn nicht mitnehmen zu müssen. Natürlich kümmere ich mich noch um die Sachen, ist ja Ehrensache, aber gebt mir bitte noch ein bisschen Zeit! Und dann plötzlich: Freiheit! Eine Reisetasche, eine Violine, Ein Metallstab mit Fackelband für die Feuerjonglage, eine Gitarre, ein Schlafsack und meine Bodypaintingfarben- das war auf einmal unser ganzer Besitz! -so quasi. Tun wir mal so als ob. Es war herrlich. Mit meinem gerade noch gültigen Semesterticket fuhren wir günstig aus der Stadt zu einem gelb-roten Schnellrestaurant und hielten ein Schild, welches Miss M. liebevoll mit Blumen, lächelnden Gesichtern und der Aufschrift "Gießen" bemalt hatte in den Wind, der heute nur für Abenteurer wehte. Das Credo lautete: Nichts ist zu billig; trampen ist erlaubt.



Die 3 blonden Vergebenen


Schon unsere erste gemeinsame Reise als Anhalter oder auch Tramper war legendär. Wir mussten auf unserem Weg die Gunst von drei Goldhaarigen Holden erringen, um unser Ziel zu erreichen. Jede repräsentierte eine andere Stufe auf der Treppe zum wilden Leben. Lisa war der unschuldige Anfang. Noch bevor ich sie an dem gelb-roten Schnellrestaurant anquatschen konnte, brüllte Miss M. von hinten "Sag mal fährst du nach Gießen?!!" Der Präsenz von Miss M. widersetzen sich nur hartgsottene Gemüter - oder Leute die zufällig woanders hin müssen. Lisa hatte eigentlich nur eine Mitfahrgelegenheit abgesetzt, die im Restaurant Wechselgeld für die Mitfahrbezahlung holen war, und wurde sogleich wieder eingespannt. Nur bis zur nächsten Raststätte. Bittebitte.
Sie hatte einen Freund, einen Totenkopf-Duftbaum am Rückspiegel, war noch kaum auf einem Festival gewesen, und hörte eine solide Palette von Rockmusik, also eigentlich das typische Mädchen von nebenan. Natürlich allein unterwegs, so wie jeder der blond-tolligen Drei. Richtig interessant wurde der süße Blondschopf ja erst durch seine Fortsetzung in einer älteren Frau, die -unnatürlich blond- uns bis kurz vor Gießen mitnahm. Sie war original Hundetrainerin, nur echt mit Hund im Kofferraum, der leider im Käfig bleiben musste. Sie erzählte uns die Geschichte, wie sie ihm heute ausnahmsweise eine Pause gegönnt hatte und uns - oh gütiges Schicksal!- nur aufgrund dieses Zusammentreffens verschiedender Umstände mitnehmen konnte. Weiter erzählte sie, wie sie in Barcelona einen Tierladen mit Hundewelpen im Schaufenster gesehen hatte. Die kleinen Würmchen waren dem starken Sonnenlicht an diesem heissen Tag direkt ausgesetzt und schienen vor Durst fast einzugehen. Prompt ging sie in den Laden und erkundigte sich nach der Wasserversorgung. Die Antwort ließ sie nach Luft schnappen: "Die kriegen nix, sonst pinkeln die alles voll". Bis in die Haarspitzen angefüllt mit gerechtem Zorn zog sie ihren deutschen Personalausweis hervor und missbrauchte ihn kurzerhand als Tierschützerausweis. "Wenn ihr den Kleinen nicht sofort was zu trinken gebt, mach ich euch den Laden dicht!", brüllte sie und überwachte anschließend die ordnungsgemäße Versorgung der Tiere.
Den absoluten Knaller bringt aber unsere dritte Blondine -ob echt oder nicht- aber sorry Leute, ich muss langsam ins Bett. Ich will ja schließlich immer höchste Qualität bringen, und mein Geist erlahmt zusehends. Bis zum nächsten Mal :) Die Reise Geht Weiter.
logo

the rainbow journey with Mrs Mythenmetz

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

ein strich, nein. hmm,...
ein strich, nein. hmm, klein oder großbuchstaben. großbuch...
Mr Epenschnitzer - 19. Jul, 04:31
danke
Gerade habe ich diese Simpsonsfolge gesehen, wo bart...
Mr Epenschnitzer - 18. Mär, 04:01
Nikkolaus Schnikkolaus
Hmmm, errinert mich an eine legendäre WG-Party in Erfurt,...
Mr Epenschnitzer - 7. Dez, 00:32
back where it started.
Oooh mein gott, da überfällt einen Angesichts der weißen...
Mr Epenschnitzer - 6. Dez, 15:45
Gewöhnen an das Ungewöhnliche
Was will ich eigentlich mit diesem Blog? Will ich meinen...
Mr Epenschnitzer - 26. Nov, 03:42

Links

Suche

 

Status

Online seit 3879 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 19. Jul, 04:31

Credits


Dankbarkeit
rainbowjourney
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren